Hierarchie bei Hunden: Mythos oder Realität?

Geschrieben von Chloé Fesch, Veröffentlicht auf April 29, 2024

Vielleicht hast du schon einmal gehört, dass du der Rudelführer deines Hundes sein musst, um ihn zu trainieren, oder dass er zu dominant ist, wenn er sich auf eine bestimmte Weise verhält. Aber ist das überhaupt wahr? Schauen wir uns diese Begriffe gemeinsam an und versuchen zu verstehen, woher diese Analyse des Hundeverhaltens kommt und welche Auswirkungen sie auf die Beziehungen zwischen uns und unseren Hunden hat.

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Studien zur Dominanz bei Hunden

Ursprünglich stammt der Begriff der Hundehierarchie aus einer Studie von Wissenschaftlern, die sich mit Wölfen beschäftigt haben, die nicht zur selben Familie gehörten. Aus diesen Beobachtungen leiteten die Wissenschaftler ab, dass eine lineare Hundehierarchie für die Organisation eines Rudels geschaffen wurde. Da Hunde vom Wolf abstammen, gingen sie davon aus, dass die gleiche Logik auch für sie gilt.

Einer der Verantwortlichen für diese Studie, David Mech, überprüfte jedoch einige Jahre später seine eigenen Analysen. Seine nachträglichen Erkenntnisse zeigten jedoch, dass die beobachteten Wölfe nicht dem Vorbild entsprachen. Folglich konnten die Schlussfolgerungen aus seinen Beobachtungen nicht auf die gesamte Art verallgemeinert werden.

Als Ergebnis dieser neuen Analyse spricht David Mech nicht mehr von einer Hierarchie bei Wölfen. Stattdessen spricht er von einer Familienorganisation, die für das Überleben, die Sicherheit und das Wohlergehen des Rudels sorgt.

Außerdem wissen wir mittlerweile, dass Hunde gar nicht von Wölfen abstammen. Hunde und Wölfe haben lediglich einen gemeinsamen Vorfahren. Wir wissen auch, dass die Familienstruktur der Wölfe hauptsächlich auf die Jagd und die Fortpflanzung ausgerichtet ist. Domestizierte Hunde hingegen müssen sich in ihrem Leben nicht mit diesen Elementen auseinandersetzen.

Hierarchie beim Hund - ein veraltetes Konzept

Was bedeutet das nun für die modernen Ansichten über Dominanz bei Hunden? Nun, die Vorstellung, dass Hunde nach einem hierarchischen Modell funktionieren, ist grundlegend veraltet. Außerdem führt die Reduzierung dieses Modells auf die Beziehung zwischen Hundeführer und Hund oft zu pädagogischen Abweichungen und Fehlinterpretationen.

Stell dir vor, dein Hund springt an dir hoch. Wenn du davon ausgehst, dass er versucht, dich zu dominieren, reagierst du, indem du ihn in eine unterwürfige Position bringst, um die Hundehierarchie wiederherzustellen und wendest du somit positive Bestrafung an. Positive Bestrafung kann das Verhalten deines Hundes zwar beenden oder verringern, aber sie kann auch Stress für deinen Hund bedeuten.

Wie du sicher schon gemerkt hast, kommt es nicht nur darauf an, ein Ergebnis zu erzielen, sondern auch den Weg dorthin zu berücksichtigen. Und nur weil etwas funktioniert, heißt das noch lange nicht, dass es gut ist. Tatsächlich sollten dich die erzielten Ergebnisse niemals davon überzeugen, dass deine Theorie richtig war. Um zu wissen, ob deine Analyse richtig ist, muss der gesamte Prozess berücksichtigt werden.

Kurz gesagt: Die Logik der Hundehierarchie gilt nicht für Hunde, vor allem wenn man ihre Lernmechanismen versteht. Stattdessen sollten wir versuchen, die wahre Natur ihres Verhaltens zu verstehen.

Vorsicht vor Etiketten

Im Hundetraining musst du dich zwingen, Situationen so objektiv wie möglich zu erfassen. Wir neigen jedoch oft dazu, das Verhalten von Hunden mit Etiketten zu versehen, anstatt es neutral zu beschreiben.

Zum Beispiel ist es nicht hilfreich einfach zu sagen, dass dein Hund stur ist. Damit beschreiben wir das Verhalten des Hundes aber überhaupt nicht. Stattdessen fällen wir einfach nur ein Urteil über das Verhalten deines Hundes und - was noch wichtiger ist - wir bemühen uns nicht, zu verstehen, warum er sich auf eine bestimmte Weise verhält. Wenn wir so vorgehen, können wir die Hunde nicht effektiv erziehen oder rehabilitieren.

Wie solltest du dich also deinem Hund gegenüber verhalten?

Dein Hund ist ein lebendiges, emotionales Wesen mit ganz eigenen Eigenschaften. Wenn du einen Hund adoptierst, solltest du bedenken, dass du eine ganz andere Spezies entdecken und verstehen und ein neues Individuum kennenlernen musst. Es liegt an dir, herauszufinden, wie dein Hund tickt, und euer Leben und eure Erfahrungen gemeinsam zu gestalten. Es ist wirklich spannend, herauszufinden, was deinen Hund motiviert und zu lernen, wie du diese Motivation nutzen kannst, um das Training so zu gestalten, dass das Leben mit deinem Hund angenehm und entspannend wird.

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